LEERE- ja bitte!
Was geschieht, wenn wir zulassen, dass auch mal „Leere“ in uns einkehren darf?.
Im Yoga reden alle immer von „Purna“ – die universelle Kraft der Fülle zu erlangen, alles aufzusaugen an Energie, die uns komplett ausfüllen soll, bis in die kleinste Zelle unseres Körpers. Die Fülle, die wir so gerne weitergeben an andere wenn sie überschäumend da ist. An Menschen die sich dann säugen an unserer zentripetalen Energie, die Kraft die wir versprühen als Mütter und Frauen und sich dann gerne alles um uns schart.
Aber was passiert, wenn sich diese Fülle plötzlich umwandelt in eine innere erfahrbare abgrundtiefe „Leere“ ? (Sanskrit:Sunya)
in eine geistige Leere, eine brachiale Einöde die mich die letzten Monaten befallen hat.
Eine Art nebulöser Zustand , welcher mich komplett gelähmt hat in meiner Schaffenskraft, in meiner Kreativität und gefühlt mein Hirn vakuumiert hat in deser Zeit.
Mich hat plötzlich alles überfordert in meinem Leben, sogar alles was ich von Herzen geliebt habe.Wofür ich vorher brannte.Familie, Freunde, Yoga.…
Aber wie kann ich mein „Stress-erleben“ reduzieren?
Wie mein Energielevel wieder auf einen angemessenes, konstruktives und für mich vertretbares Maß bringen?
Wieder in meine Schöpferkraft kommen und zurück in meine Kreativität?
Wie kann ich meine negativen Gedanken Strukturen wieder neuronal ins positive umleiten?
All das sind Fragen, die mich beschäftigt haben, rastlos, ruhelos…
Das Corona ‑Jahr hat mich wie viele andere auch kalt erwischt. Ich fühlte mich brutal zwischen den Beinen der Obrigkeit eingeklemmt, kahlgeschoren- kam mir vor wie ein zittriges, verstörtes mit Schnittwunden übersätes, verdattertes Schaf.
Meine Güte habe ich Wolle gelassen…zum Glück kann ich häkeln.
Vorweg gibt es zu sagen, dass es dem Naturell unseres Lebens entspricht, Tiefen und Höhen zu erfahren. Leiden zu begegnen und Erfahrungen zu sammeln, welche uns prägen, uns brechen, abspalten und dennoch ermutigen weiter zu gehen auf den Pfaden unseres Lebens.
Die alten Weisheitstexte des Yoga befassen sich aus genau diesen menschlichen Gründen immer schon mit den weltlichen Themen dieser Kohärenz.
Yoga zu praktizieren heißt für mich meinen Lebensweg zu verinnerlichen, der mich stärkt und unterstützt in meinem menschlichen Dasein und mich in Einklang mit allem bringt. Schwingt.
Wachstum bereit hält, wenn man nur „ja“ sagt.
Das wird mir immer mehr bewusst.
Wir erschaffen uns in der Yogapraxis die Möglichkeit, selbst den Raum zu erweitern in dem das Wohlbefinden im Vordergrund steht und der Vergleich nach außen weniger Präsenz hat durch die Kontemplation unseres Geistes und das Gewahrsein von dem was „jetzt ist“.
Just in diesem Moment, sobald unsere Energie nach „außen geht “ verliert sie an Natürlichkeit, verliert an Zauber und Kraft.
Im Fokus des Yoga steht das „innere Erleben“ und die Entfaltung unseres geistigen Potentials. Ich stelle mir gerne unseren Körper als Instrument vor, der Atem ist der Ton, der dieses Instrument zum Klingen bringt und in Schwingung versetzt. Die Musik das, wonach unser Herz rhythmisch tanz.
Und an genau diesem Atem, der uns begegnet erkennen wir ob unser „Körper-Instrument“ verstimmt ist, oder gar in einer Ecke unangetastet verstaubt rumliegt ‑ungespielt-vergessen.
Wenn wir den Atem verlieren und einengen in stressigen Situationen und uns nicht um ihn bemühen ihm Raum zu geben, Freiheit- wie bei einer Partner- oder Freundschaft, dann verlieren wir diese Verbindung sehr schnell und koppeln uns ab.
Yoga zu leben bedeutet, sich in seiner wahren Natürlichkeit wieder anzunähern. Seiner inneren Essenz wieder nahe zu kommen und sich auseinander zu setzen mit seinem Ego-was immer schmerzhaft ist.
Wir haben Schiss vor dem überdimensional großen Zeigefinger, der auf uns herunter weist uns triggert und unser Selbstwertgefühl wie einen Kippenstummel angewidert im Ascher ausdrückt.
Und genau da liegt doch so oft der Hase im Pfeffer!
Müssen wir immer den/die Helden:In markieren uns „alles „wuppen?
Nö-eben nicht. Und genau dort liegt auch oft (neben dem Hasen im Pfeffer) ‑die Lösung.
Auch mal zu sagen: Nein! Das schaffe ich nicht, es ist mir gerade zu viel…ich brauche eine PAUSE!
Und genau das haben ich getan!
Mir mehr Pausen gegönnt, Ruhe zugelassen, Leere…
Mal zulassen, das auch mal nix mehr geht, das auch andere im Orbit mal wissen lassen….
Wahre Zauberworte!
Ganz trivial ohne „Abrakadabra“, ohne „3 mal schwarzer Kater“.
Und ich? Atme erstmal auf. Höre den Stein plumpsen von meinem Herzen. Da ist er wieder der Atem.
Es könnte so einfach sein, wenn der Weg dorthin keine Stolperfallen für unser Ego bereithalten würde.
Mal ehrlich, wie lange schon versuchen wir regelrecht alle hermetischen Gesetzmäßigkeiten aktiv aus unserm Leben zu verbannen und legen den Fokus nach Außen, sind Leistungs- und Wettkampforientiert, kreieren uns selbst immer weniger Lebensqualität. Unser Geist ist seit Kindesbeinen damit beschäftigt sich fort weg immer unnatürlicher zu verhalten, wir erreichen im Erwachsenenalter oft den Zenit und die Folgen sind offensichtlicher denn je, schau Dich nur um.
Wir sollten uns demnach immer vor Augen halten und gewahr sein, gerade jetzt in dieser irren Zeit in der das Wort „warten“ wieder eine ganz andere Bedeutung bekommt, dass unsere eigene Energie immer da ist.
Diese Energie (Prana) immer bei uns ist, sie unterscheidet sich lediglich immer nur in Ihrer Form und unterliegt der ständigen Transformation. Aber wir sollten haushalten mit Ihr! Und das habe ich nicht getan-mich selbst nicht entschleunigt.
Was ich damit sagen möchte ist, dass wir egal was wir gerade tun – oder auch lassen, wir jederzeit unseren eigenen Wagen lenken. Und mal gondeln wir im lächelnd und frei atmend im Schneckentempo durch die Lande, mal gehen unsere Pferde mit uns durch und wir galoppieren ziellos, unkontrolliert und verkrampft durch den Traffic des selbstgestrickten Stressnetzes.
Unsere Energie gerät außer Kontrolle.
Um diese Kontrolle, oder schöner ausgedrückt diese innere Ausgeglichenheit und Balance nochmals zu finden brauchen wir Eines.
Das Freisetzen unserer eigenen positiven Energie die wir wieder rauskramen sollten. Sie ist da-immer noch, vielleicht nur gerade in einer verblassteren Form, auf einem niedrigeren Level.
Durch tiefes Vertrauen in uns Selbst, in unser Potenzial und die Fähigkeit mutig zu sein – da gehört „nein“ sagen übrigens dazu, um Liebe zu geben und wieder zu empfangen zu können sollten wir diese Energie wieder in Ihre Kraft bringen.
Wir sollten die Zeit, die wir hier verbringen dürfen mit all den Erfahrungen als großes Geschenk ansehen. Vor allem die selbst kreierten Pausen für uns und den Platz für die Leere zwischen dem Leben, damit auch die Fülle wieder Ihren Raum in uns finden kann.
Big LoVe Meike
Liebe Meike,
Du hast mir aus der Seele geschrieben. Dieses anstrengende Jahr hat so einige Power Frauen umgehauen. Auch mich… so kraftlos & unmotiviert habe ich mich noch nie gefühlt. Mir eine Pause zu gönnen, fällt mir aber sehr schwer, denn dieser innere Hebel „du musst funktionieren“ hält mich davon ab. Wahrscheinlich so lange bis wieder gar nichts geht und ich dann weinend zusammen breche. Mit mir achtsam sein, mich spüren… ich schaffe es im Moment nicht, mich an erster Stelle zu sehen. Ich glaube das ist nicht gut, denn das Hamsterrat hört nicht auf sich zu drehen.
Fühle dich umarmt
Deine Jessie
Liebe Jessie,
vielen Dank für Dein aufrichtiges und ehrliches Feedback. Deine Worte hallen lange in mir nach…Die Fragilität in welcher wir uns alle zur Zeit befinden stimmt mich sehr traurig, allerdings bin ich mir sicher, dass wir auch diese Hürde gemeinsam meistern werden. Es gelang mir tatsächlich eine radikale kleine Auszeit zu nehmen von allem, ganz mit mir alleine und es war eine Kraftquelle für mich. Vielleicht schaffst Du es ja doch noch die Reißleine zu ziehen. Wenn Du sie nicht ziehst-dann tut es auch kein anderer- Tu es für Dich, bevor es dann nachher doch dein „Stecker“ ist der letztendlich gezogen wird und nichts mehr geht und Dein wundervolles Licht verglüht. Du hast so eine wundervolle und kraftvolle Energie-ich bin mir sicher, dass diese auch wieder zurück kehren wird zu Dir.